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Chiemsee Reggae Summer 2007 |
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Chiemsee Reggae Summer 2007

Ein fast perfekter Chiemsee Reggae Summer
22 000 Besucher erlebten die gesamte Fülle der großen und kleinen Reggaewelt.
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Was für ein geniales Festival? Wie in jedem Jahr sind die Erwartungen an den Chiemsee Reggae Summer extrem hoch, selten zuvor in der 13-jährigen Geschichte des größten Reggaefestivals im Süden der Republik dürften alle Ansprüche auf so charmante und freudvolle Art erfüllt worden sein.
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22 000 Besucher – und damit etwa 5000 mehr als im Vorjahr – genossen in friedlicher Atmosphäre die mannigfachen Facetten der großen und kleinen Reggaewelt. Über 40 Bands zauberten den Reggaefans von beiden Bühnen die schönsten Klangmomente entgegen und ernteten Verzückung, Ausgelassenheit und Entrückung. Was zum Mitsingen, was zum Feiern, was zum Träumen! "Das ist hier ja schöner als auf Jamaika. Der Blick von der Bühne – ein Traum", schwärmte Martin Pauen, der Manager von Sebastian Sturm im Angesicht der traumhaften Kulisse mit den Chiemgauer Alpen unter strahlend blauem Himmel.
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So entspannt wie das gesamte Festival war auch die Zusammenarbeit mit den Behörden und Sicherheitskräften. Die über die Jahre gemeinsam erarbeiteten Konzepte greifen immer besser ineinander, so dass mittlerweile ein großer Konsens bei der Bewältigung der gemeinsamen Aufgaben gefunden wurde. Dank kritischer Auseinandersetzung konnten mit hoher Professionalität so manche Probleme der Vergangenheit überwunden werden. Mit bestem Nutzen für Veranstalter, Behörden, Sicherheitskräfte, aber natürlich vor allem für die Besucher.
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War das Wetter am Freitag noch durchwachsen, so spitzte die Sonne bei Mono & Nikitaman, die nach Stitchie das Festival eröffneten, hinter den Wolken hervor. Und zwar ausgerechnet bei dem Song: "So lange die Sonne scheint, ist alles gut." Als im Anschluss Dancehall-Star Capleton eindringlich "More Fire" vom Publikum forderte, konnte er natürlich nicht ahnen, dass am Sonntag der Funke mit einem lauten Knall tatsächlich noch Mal überspringen sollte. Allerdings allzu sehr im Sinne des Wortes. Just als Franziska, die Gewinner-Band des European Reggae Contest, das Publikum um 12 Uhr mit den ersten Klängen zum dritten Tag des Festivals begrüßte, verdüsterten dicke Rauchschwaden in der Nähe des Bazar-Zeile den blauen Himmel. Ein Lagergebäude der Flussmeisterstelle des Wasserwirtschaftsamtes stand außerhalb des Festival-Geländes in Vollbrand, wobei die Feuerwehren zwar in Windeseile zur Stelle waren, aber nicht verhindern konnten, dass die Flammen auch ein angrenzendes Bauwerk in Schutt und Asche legten. Die Brandursache konnte am Sonntag nicht geklärt werden, aber das Wichtigste: Verletzt wurde niemand, insofern konnte das Festival-Programm, wie geplant, fortgesetzt werden.
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Was waren die Highlights des Festivals? Da ist mit Sicherheit in erster Linie der Auftritt von Freitags-Headliner Alpha Blondy zu nennen, der sich mit seinem warmen Afro-Reggae zum wiederholten Male in die Herzen der Fans spielte und ganz am Schluss mit einer Reggae-Version von Pink Floyd’s "Wish you were here" überraschte. Auf der Zeltbühne war am Freitag wohl der Berliner Ganjaman mit seiner Forty Fiyah Band der große Abräumer. Am Samstag hätte das Programm auf der Zeltbühne wohl kaum kontroverser sein können. Nach Sebastian Sturm, der über den Punk zu seinen Roots-Wurzeln gefunden hat und ein unglaublich beeindruckendes Debüt am Chiemsee gab, schlug Deichkind im Anschluss völlig andere Töne an und begeisterte das Publikum mit einer sensationellen Performance und einer prickelnden Mischung aus HipHop und Elektro. Wiederum passend dazu der boundzound, bei dem es ja bekanntlich ebenfalls "louder" zugeht. Eine grandiose Party feierte am Samstag auf der Hauptbühne der Babylon Circus praktisch schon im Nachmittagsprogramm, ehe am Abend Hans Söllner ein eher ruhiges Programm bot. Sich Zurücknehmen zu können, ist eine der Qualitäten eines längst gereiften und umso souveräneren bayerischen Liedermachers, der den Reggae als wichtiges Gen in seiner DNA trägt. Dass Reggae und der bayrische Zwiefache die gleichen Roots haben, hat auch Plauen beim Auftritt von Söllner nachempfunden: "Reggae ist der Volksmusik ähnlich. Da spielt die Tuba oft den Bass wie Family Man von Bob Marley’s Wailers."
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Sehr fein, aber manchen fast ein wenig etwas zu gediegen, im unmittelbaren Anschluss der Auftritt von Gentleman, dessen neue Platte "Another Intensity" in dieser Woche erscheint. Wesentlich jünger als Hans Söllner, aber ebenfalls in den letzten Jahren unheimlich gereift, hat Gentleman eine fantastische Mischung zwischen Party, Roots und seinen Botschaften gefunden. Und wie immer genoss Gentleman seinen Auftritt beim Chiemsee Reggae Summer: "A very special festival."
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Nach dem Knalleffekt bei Franziska und dem umjubelten Auftritt der Lokalmatadoren von Sunrise Tribe rockte Martion Jondo mit seinem Soft-Reggae die Massive, unternahm einen überraschenden Ausflug in Publikum. Noch trockenen Fußes, denn als Sergent Garcia die große Bühne betrat, kamen alsbald diejenigen wieder auf die Kosten, für die Gummistiefel der letzte Schrei ist, ehe Blumentopf aus München die Wolken wieder wegrappten und das Festival mit Max Romeo und Jimmy Cliff noch zwei grandiose Höhepunkte erlebte. Vor allem das Konzert von Max Romeo, der als Jugendlicher in Höhlen und Autowracks hausen musste, wird als ganz großes Juwel in die Geschichte des Festivals eingehen: Musikalisch ohnehin. Doch die Faszination Max Romeo ist auch eine Frage des Stils. Außer Burning Spear strahlt aus der alten Roots-Garde keiner diese Würde und Erhabenheit aus. Ein unaufdringlicher Botschafter der Liebe, ein Anwalt des Guten, der in seinen kämpferischen early years Hits wie "War inna Babylon" und "Out of Space", Originaltitel "Chase the devil" schrieb, mit denen er seinen Auftritt abschließend krönte.
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